Bildstöcke in Steinach
Hauptsächlich zu finden sind Bildstöcke in den Alpenländern und den katholischen Landesteilen Deutschlands. Die Wurzeln der Bildstöcke reichen zur mittel-alterlichen Totenleuchte zurück, welche zur Beleuchtung des Friedhofes im Sinne des Gedenkens an die Toten verwendet wurde. Eine weitere ihrer Funktionen ist die Erinnerung an Katastrophen wie die verheerenden Pestepidemien im Mittelalter. Andere Bildstöcke sollen an einen Verunglückten oder einen unbeschadet überstandenen Unfall (Votivbild) erinnern, weshalb sie häufig an Strassen und Wegen stehen, häufig an Wegkreuzungen. Bei Strassenverlegungen werden sie oft mit erheblichem Aufwand an den neuen Strassenverlauf verschoben.
Auch unsere Steinacher Bildstöcke entsprechen diesem Schema. So wurden einige als Dank für die Verschonung vor Krieg und Hungersnot errichtet, andere als Stätten der Andacht und Besinnung. Zwei mussten dem neuen Verlauf von Strassen weichen, wurden aber wieder originalgetreu aufgebaut, in einem Fall durch eine Skulptur ersetzt. Gepflegt und erhalten werden sie in den meisten Fällen durch die Kirchgemeinde. Es sind Geschichten, die eine Vielfalt an Geschehnissen im Dasein der zahlreichen Bildstöcke in Steinach bestätigen. Dass sie sämtlichen Unbilden der Ereignisse getrotzt haben, bestätigt ihre tiefe Verankerung im religiösen Leben der Ortschaft.
Am Hafen: die Eisenplastik des Christophorus
Man sagt, dass Pfarrer Krömler anno 1975 den Bildstock unweit der damaligen Firma Hans Manser an der Hauptstrasse abreissen liess, da der Verlauf der Strasse korrigiert und der Boden dafür benötigt wurde. Der Bildstock soll in schlechtem Zustand gewesen sein. Für den Steinacher Anton Lanter war dies ein unhaltbarer Zustand. Er legte Wert darauf, dass der Bildstock mit einem gleichwertigen Ersatz in der Nähe des alten Standorts wieder aufgebaut werde. Diesem Anliegen wurde in der Folge mit der Metallplastik des Christopherus auf der Hafenmole Rechnung getragen. Geschaffen wurde die Figur von einem Mönch im Kloster Engelberg. Anton Lanter wurde fortan von Insidern „Bildstöckli-Lanter” genannt. Christophorus lebte um das Jahr 450 in Istanbul. Viele Legenden ranken sich um ihn. Er ist der Patron der Pilger, Reisenden, Kraftfahrer, Chauffeure, Luftschiffer.
Der Bildstock im Mühlegut
Seinen ursprünglichen Standort wechselte der Bildstock im Mühlegut an der Schulstrasse unmittelbar oberhalb des Bahn-übergangs. Er hatte seinen Platz auf der Wiese. Im Zuge der Überbauung Mühlegut stand seine weitere Existenz zur Diskussion. Ein Verschieben kam aus technischen Gründen nicht in Frage. Doch die Bauherrschaft willigte ein, den Bildstock abzubrechen und ihn im selben Zustand am neuen Standort wieder aufzubauen.
Der Bildstock beim Schulhaus
Der Bildstock beim Schulhaus steht am viel begangenen Kirchweg. Drei Figuren schmückten ihn, Christus am Kreuz in der Mitte, Maria auf der linken und Johannes auf der rechten Seite. Der Zustand der Holzfiguren wurde im Sommer 2010 immer desolater. Mit einer Expertise über den Wert der Figuren konnte festgestellt werden, dass diese zirka 400 Jahre alt sind. Ihre Restaurierung wurde in die Hände von Johann Herovits in Goldach gelegt, der in einem Zeitraum von einem Monat den Plastiken mit dem fachmännischen Anstrich nicht nur neuen Glanz verlieh, sondern auch die gesamte Substanz aufbesserte, Elemente ersetze, halbe Hände neu schnitzte und diese wieder ansetzte. Ende Oktober waren die Restaurationsarbeiten abgeschlossen. Abgeklärt wird nun, wohin die wertvollen Figuren zu stehen kommen. Derzeit schmückt den Bildstock am Kirchweg eine Jesusdarstellung “der gute Hirte”.
Der Bildstock bei der Schuppis-Brücke
Er war das Bindeglied zwischen Steinach und Obersteinach. Der Bildstock mit dem Relief, das den Hl. Gallus mit dem Bär darstellt, hatte aber seinerzeit ausser der religiösen auch noch eine andere Funktion. Es mögen mittlerweile schon fast 70 Jahre her sein, dass die Kinder von Obersteinach auf ihrem Weg zum Sonntagsgottesdienst in die Jakobuskirche den Bildstock als Zeitmesser nutzten. Eine Zeitzeugin weiss zu berichten, dass sie auf dem Kirchgang beim Bildstock der Schuppisbrücke sein mussten, wenn das Geläut der Kirche einsetzte. Ansonsten war ein pünktliches Eintreffen zum Gottesdienst nicht mehr gewährleistet. Dass diesem Bericht auch zu entnehmen ist, dass der Bildstock damals von einer Wiese umgeben war, wird nicht angezweifelt.
Der Bildstock im Bildzelg
Er liegt etwas abseits an einem nicht viel begangenen Weg zwischen dem Schulhaus und der Rorschacherstrasse, im Bildzelg. Gelegentlich passieren ihn Wanderer und Spaziergänger, Reiterinnen und die landwirtschaftlichen Fahrzeuge. Der Bildstock, versehen mit einem massiven Ziegeldach, fand vor über einem Jahr Beachtung bei einer Gruppe Passanten, die es in Ihrer „überschwänglichen Freude” nicht gut meinten mit ihm. Sowohl das schützende Gitter als auch die Figur wurden im Rahmen dieses unnützen Kraftakts demoliert. Nach der Restaurierung des Bildstocks und der Befestigung der schützenden Panzerglasabdeckung hat die Figur des Hl. Josef darin ihren Platz gefunden.
Der Bildstock im Karrersholz
Bereits im Jahr 1760 wurde der Bildstock im Karrersholz erbaut, also vor genau 250 Jahren. Sein desolater Zustand Mitte des letzten Jahrhunderts liess die Anwohner vom Karrersholz den Bildstock neu erstellen. Vierzig Jahre später erhielt er einen neuen Anstrich und die auf der östlichen Seite angebrachte Tafel. Gewidmet ist der Bildstock dem Hl. Wendelin. Er lebte im sechsten Jahrhundert und ist der Schutzpatron der Hirten, Landleute, Bauern, Tagelöhner und Landarbeiter. – Im Rahmen des Feldgottesdienstes des Seelsorgeverbandes Steinach – Tübach – Berg-Freidorf machen die Kirchgänger auf ihrem Weg von Tübach zur Grünau beim Bildstock jeweils Station. Und im Mai findet beim Bildstock eine Maiandacht statt.
Das Wegkreuz auf dem Engensberg
Es ist am Weg von Obersteinach am Eingang des Weilers Engensberg bergseitig platziert und inzwischen vom angrenzenden Baum stark umwachsen. Er droht vom Passanten fast übersehen zu werden. Die Inschrift, in den Räumen zwischen den vier Schenkeln des Kreuzes eingeschnitzt, lautet: „Aus schlimmer Zeit Dir Gott als Dank geweiht, 1935 – 45”. Erbaut wurde das Kreuz vom Onkel des auf dem Engensberg wohnhaften August Holbein. Es ist ein Dank für die Verschonung vom Kriegsgeschehen des 2. Weltkrieges, der Dispensation von Vater Holbein vom Aktivdienst und ein Dank für die Heilung einer sehr schweren Lungenentzündung von Frau Holbein–Hugenmatter (der Mutter des Spenders). Das Kreuz wurde eingeweiht von Pfarrer Oswald. Im Rahmen der Sanierung der Engensbergerstrasse im Herbst 2005 wurde das Kreuz entfernt und 2006 restauriert. Jetzt steht es wieder an seinem ursprünglichen Standort.
Der Gedenkstein an die Internierten der Bourbakiarmee
Der Stein steht südlich des Pfarrhauses, eingebettet in das angrenzende Gebüsch und ist kaum mehr sichtbar. – Am 1. Februar des Jahres 1871 trat General Bourbaki mit seiner Armee im Jura über die Schweizer Grenze, um sich mit seinen Soldaten internieren zu lassen, statt von den deutschen Gegnern aufgerieben zu werden. Die Stadt St. Gallen hatte 2000 Internierte zu beherbergen, davon viele Verwundete. Es wird berichtet, dass die Einheimischen wo immer möglich, bereitwillig überall Hand anlegten, wo es nötig war, um die grossen logistischen Probleme zu lösen, die durch die fremden Soldaten verursacht wurden. Auch die Bevölkerung von Steinach setzte sich für die Soldaten der Bourbakiarmee ein. Interniert wurden im Dorf 203 Angehörige der Armee, darunter drei Verletzt. Der Stein wurde im Andenken an diese Ereignisse aufgestellt.