Unsere Kirche

Die Jakobuskirche Steinach

Am 15. Juli 1742 beschlossen die von Anwohner von Steinach, ihr bescheidenes Gotteshaus durch ein grösseres und schöneres zu ersetzen. Sie beauftragten den bekannten Baumeister Jakob Grubenmann mit dem Neubau und legten bei der Fundamentierung selber mit Hand an. An die 80 Männer und einige Frauen ermöglichten mit ihrer Fronarbeit den Bau der Kirche. Sie wurde dem hl.Jakobus geweiht und ist noch heute Zentrum und Schmuck des Dorfes.
Während der mehr als 250 Jahre seines Bestehens wurde das Gotteshaus künstlerisch verschönert, baulich ver-bessert, modernisiert und immer wieder renoviert. Wie der Neubau von 1742 verlangten diese Arbeiten von der Steinacher Bevölkerung grosse Opfer, und wie seinerzeit bei der Fronarbeit brauchte es immer wieder viel guten Willen, engagierte Menschen und Idealismus, um die Kirche in ihrer ganzen Schönheit zu erhalten.

Mit viel Fronarbeit
Nach wirtschaftlich schwierigen Jahren nahmen die Steinacher den Bau der Kirche (1742) in Angriff. Nicht mithelfen mochten die Tübacher, die bereits seit längerem auf eine Abtrennung von Steinach hinwirkten und auch einer dritten Einladung zur Mitarbeit nicht Folge leisteten. Ihre Verweigerung löste in Steinach Unverständnis aus. Doch was die Tübacher nicht taten, erbrachten dafür umso mehr die zur Pfarrei Arbon gehörenden Obersteinacher: Um sich Kirchenstühle im neuen Steinacher Gotteshaus zu sichern und dort die Christenlehre besuchen zu können, boten sie ihre Frondienste an, die Untersteinach gerne in Anspruch nahm.

Der Baugrund, er besteht aus altem Schwemmland und Seekreide, erwies sich als wenig stabil. Daher wurden 1500 Pfähle, sechs Fuss lang (= zirka 1,8 m) und gehauen aus dem Holz schwarzer Erlen, in den Boden gerammt. Darauf legte man einen Rost von Weisstannenholz, der ein sechs Fuss starkes Fundament trägt, und dieses wiederum eine ebenso hohe, mit Erdreich gefestigte Mauer. Auf dieser Unterlage wurde dann der Kirchenbau errichtet.

Abt Cölestin benedizierte am 12. November 1742 den Bauplatz, dann legte er den Eckstein ins Fundament und ermahnte während der anschliessenden Messe das Volk zur Arbeit. Am 11. November 1743 feierte Pfarrer Zehender auf dem noch stehenden alten Choraltar die Frühmesse. Gefolgt von einer grossen Menschenmenge übertrug Abt Cölestin das Allerheiligste aus dem Chor der Vorgängeranlage in den neuen Raum. Nach der Predigt des Subpriors, Agidius Hartmann OSB, zelebrierte der Abt im neuen Gotteshaus ein Hochamt. Am 21.Juni 1744 baten ihn die Steinacher um einen neuen Choraltar und Tabernakel; Abt Cölestin entsprach ihnen, wenngleich das Retabel offenbar erst 1752 vollendet war. Am 28. August 1746 setzte Filippo Acciaiuoli, von 1743 bis 1753 Apostolischer Nuntius bei der Eidgenossenschaft, Überreste der Martyrer Kastus, Dilectus und Defendens ins Reliquiengrab der Altarmensa. Dann weihte er den Hochaltar zu Ehren der Hl.Jakobus d. Älteren. und Nikolaus (!), endlich die Kirche. Am 8. Oktober 1753 vollzog Abt Cölestin die Weihe der beiden vermutlich 1748 hergestellten Seitenaltäre, den südlichen, bis ins 19. Jahrhundert hinein als Heilig-Kreuz-Altar bezeichnet, zu Ehren Christi sowie der HI. Markus, Laurentius, Barbara und Maria Magdalena (Reliquieneinschlüsse der Hl. Jucundus, Prudentius und Irenaeus).

Restaurierungen in der jüngeren Zeit
Zum Vorteil gereichte dem Gebäude die Restaurierung von 1952-1953. Der Dachstuhl wurde statisch gesichert, was im Innern die störenden Zugstangen überflüssig machte. Die bereits vor 1825 eingebaute obere Empore im Westen des Schiffs wurde entfernt und auf der verbleibenden Empore bis 1955 eine neue Orgel errichtet.

Schliesslich erhielt das Kirchenäussere einen neuen Verputz. Am 15. November 1953 weihte der St. Galler Bischof Josephus Meile den Hoch- und Josephsaltar. Seit 1953 steht die Kirche unter Bundesschutz.

Eine weitere Innenerneuerung fand 1981 statt. Es wurde insbesondere Wert auf die Wiederherstellung der originalen Farbwerte von Raumhülle, Stuckaturen und Ausstattung gelegt. Im erneuerten Raum nahm der St. Galler Bischof Otmar Mäder am 20. September 1981 die Altarweihe vor.

Das Innere der Kirche – die Deckengemälde

Der heilige Nikolaus, Bischof von Myra
Das westliche Bild zeigt den hl. Nikolaus, der Bischof von Myra in Lykien war und in der christlich-abendländischen Verehrung zu den vierzehn Nothelfern zählt. Nikolaus, gleichzeitig zweiter Patron des Steinacher Hochaltars, galt seit je die Verehrung als Schutzheiliger der Seeleute. Nicht in erster Linie an das Unglück auf dem Bodensee von 1732, dem 27 Menschen zum Opfer fielen, erinnert der Heilige in der Steinacher Kirche; vielmehr gehört er zu jenen Gestalten, um die sich ein dichter Kranz von Legenden rankt. Sie beweisen Nikolaus‘ flexible Hilfe in verschiedenen schwierigen Lebenslagen, was den Heiligen quasi zum universalen Schutzpatron werden liess, den zahlreiche Berufsstände verehren. Unter ihnen bilden die auch auf Steinach zu beziehenden Berufsgruppen wesentliche Kategorien: Fährleute, Fischer, Schiffer, Flösser, Tuch- und Weinhändler, Rei-sende, Wirte und Pilger.
(Kirchenführer S.17/18)

Bildlegende:
In der Freske von Franz Ludwig Herrmann tritt Nikolaus als Helfer in der Seenot auf. Angerufen durch die Schiffsleute, soll er ihnen, so die Legende, erschienen sein und an den Segeln und Tauen geholfen haben. Schwebende Engel überreichen dem Bischof von Myra ein Buch mit drei goldenen Kugeln – einerseits ein Hinweis darauf, dass er einst durch grosszügige Geschenke (drei goldene Kugeln) drei Jungfrauen davor bewahrt haben soll, in einem öffentliche Haus ihre Aussteuer zu verdienen (sogenannte Jungfrauenlegende). Andererseits erinnern die Kugeln an Nikolaus’ Verteidigung der Wesensgleichheit der drei göttlichen Personen auf dem Konzil von Nicäa (325 n.Chr.). Folgt man der Legende, so fielen Nikolaus’ Auftreten in Nicäa und sein Erscheinen auf dem Meer zeitlich in wunderbarer Weise zusammen, worauf Herrmann Bezug nimmt.

 

Jakobus wehrt sich für den Glauben
Das grosse Bild des Kirchenschiffs zeigt Jakobus, der als Hauptheiliger in Steinach wohl auch als Pilgerpatron Bedeutung genoss. Ihm, Sohn des Fischers Zebedäus von Bethsaida am See Genesareth, räumt die Legende grosse missionarische Verdienste in Spanien ein. Im Kampf gegen die Mauren soll ‚Santiago’ den Christen selber zu Hilfe geeilt sein; als ‚Donnersohn’, wie Jesus den Jakobus nannte (vgl. Mk 3,17) schilderte Herrmanns Freske den Heiligen: Im ‚stürmischen Eifer’ reitet der Maurentöter Jakobus auf einem Schimmel gegen die Glaubensfeinde, gekennzeichnet durch die Turbane und ihre dunkle Hautfarbe, und hält dabei die siegbringende Kreuzfahne empor.
(Kirchenführer S.17)

Andreas
ist der zweite Patron der Steinacher Kirche. Er, Bruder des Simon Petrus und wie dieser Fischer, besass früher als Tagesheiliger des 30. November merkantile Bedeutung; denn der St.-Andreas-Tag, der letzte Tag im Kirchenjahr, war zahl- und Liefertermin (z.B. im Kornhandel). Andreas missionierte zuletzt in Griechenland mit Epirus und Achaia. Zu Patras soll er im Jahre 60 n.Chr. (30. November) unter Statthalter Aegeas den Tod am schrägen Kreuz (dem sogenannten Andreaskreuz) erlitten haben. Der Legende nach ereilte Andreas das Martyrium, weil er Maximilla, die Frau des Statthalters, heilte, bekehrte und zur ehelichen Enthaltsamkeit angehalten hat. Aegeas befahl die Züchtigung des Apostels mit Ruten und dessen Tod am X-förmigen Kreuz.

 

Bildlegende:
Inhalt von Herrmanns ikonografisch beachtenswerter Freske bildet Andreas’ Gang zur Richtstätte. Dabei soll er, so die Legende, das Kreuz mit dem Hymnus ‘Oh, gutes Kreuz, lange erwartetes, einzig geliebtes’ begrüsst haben. Auf die Andreas-Verehrung in Steinach weist im gleichen Bild auch die Darstellung des Bodenseedorfs hin, das den speziellen Schutz des Heiligen geniesst.
(Kirchenführer S.17)

Der Kunst- und Kulturführer von Johannes Huber über die Jakobuskirche Steinach kann im Pfarrhaus bezogen werden.